Es ist schön zu sehen, dass der Verein Dynamo Dresden Flüchtlinge in sein Stadion einlädt. Nach Aussagen der antirassistischen Faninitiative 1953international geschieht dies seit 2012 regelmäßig. Das Bündnis Buntes Radebeul postete Bilder vom letzten Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden. Auf den Bildern sind Personen zu erkennen, die sonst –vom äußeren Typus her zu urteilen- nicht sehr oft in einem Dresdner Fanblock zu erwarten wären. Vielleicht noch auf dem Rasen. Dort können sie sogar Publikumslieblinge werden, wenn sie guten Fußball spielen, also sehr guten. Zurück zu den Rängen. Den Dynamos eilt nicht der Ruf voraus, Fremde mit offenen Armen zu empfangen. Hartnäckig hält sich dieses Bild, allen Veränderungen in die richtige Richtung zum Trotz. Auf der Grundlage von individuellen Erfahrungen mit Fußballfans aus Dresden, waren es die Ultras Dynamo (UD), die humanistische Mindeststandards noch am häufigsten einhalten konnten. Ein Auszug aus dem Stadionheft der Ultras, dem Zentralorgan vom 29. Oktober 2011, unterstreicht dies:
„Beim letzten Heimspiel gegen Aachen hat der Capo der ULTRAS DYNAMO zum Beginn eine deutliche Ansage gegen Rassismus im Stadion gemacht. Juden-Schmährufe und Ähnliches seien Tabu. ‚Warum denn das nun plötzlich?‘ [sic!], haben sich einige gefragt. Nun, seit Saisonbeginn werden vermehrt politische Rufe im Stadion gepflegt. […] Ganz gleich ob schrottige linksextreme ‚Nie wieder Deutschland‘-Rufe oder rechtsextreme Sprüche, das gehört nicht in die Kurve!“.
Ohne diese Korrektive innerhalb der Fanlandschaft, kann es aber auch so aussehen:
Bekommt dieses Klientel aus „sportlich Aktiven“ und dumpfen Dummen auch noch einen institutionalisierten Rahmen, wird eine Atmosphäre erschaffen, die konkrete physische Gefahr bedeutet. Für Geflüchtete, Unterstützerinnen und Unterstützer und überhaupt viele weitere Personen, die nicht aussehen, als ob sie in Dresden-Prohlis zur Welt gekommen wären. Olaf Sundermeyer schrieb bereits Anfang Januar für die ZEIT über die „Pegida-Miliz aus dem Stadion“.
Nun wird manch einer einwenden können, dass nicht jeder Dynamo-Fan gleichzeitig Pegida-Anhänger wäre. Fakt. Die Hooligans, die am Montagabend (und bereits davor) nach dem „Abendspaziergang“ versuchten, die Flüchtlinge anzugreifen, sind im Umkehrschluss aber auch nicht der Wolfsburger Problemszene zuzurechnen. Solange diese „Dresdner Zustände“ Gegenwart sind, werden sehr gute Aktionen, wie die oben beschriebenen, einen Beigeschmack beibehalten – auch wenn Initiativen wie 1953international auch zu unterstützen ist.
An dieser Stelle noch einen kurzen Auszug der Pegida-Analyse von Michael Bittner und derren Replik in Form eines Komentares: Bittner: „Eine weitere Einsicht lässt sich leider auch nicht ignorieren: Das Bündnis zwischen Bürgern und Radikalen wäre nicht denkbar ohne eine städtische Institution, nämlich den Fußballverein Dynamo Dresden. Zwar legen der Verein und die meisten Fangruppierungen Wert darauf, als ‚unbolidisch‘ zu gelten. Doch gibt es neben unbescholtenen auch eine große Zahl rechter Fans.“ Für diese Feststellung wird er teilweise auch kritisiert. An den argumentatorischen Rittberger des Kommentatoren „BJOERN“, dem mindestens Umlaute auf seiner Tastatur fehlen, kommt dagegen keiner heran. Er bezieht sich auf die Dynamo-Mützen, die immer wieder auf Pegida-Veranstaltungen gesehen werden und erwidert darauf: „Die gehen sicher auch regelmaessig zum Baecker und kaufen dort Brot. Sind deshalb alle Brotesser Rassisten?“ Chapeau BJOERN!
Menschenansammlungen und Fußballaffinitäten müssen nicht per se unangenehm sein.
Abschließend ein Verweis auf ein aktuelles Interview zwischen Fabian Scheller (ZEIT ONLINE) und Robert Pohl, Dynamo-Fan und Sprecher der Interessengemeinschaft „Unsere Kurve „: Nachdem von Scheller angesprochen wurde, dass bei Pegida Dynamo-Fans eine wichtige Rolle gespielt haben sollen und dies indirekt von Pohl auch bestätigt wurde, setzt sich das Interview so fort:
ZEIT ONLINE: Der Verein reagierte mit einem erstaunlichen Statement: Er positionierte sich neutral. Er forderte auch, dass man in den Dialog mit den Pegida-Demonstranten treten sollte. Viele Kritiker, die dem Verein und seinen Fans eine Nähe zu Pegida-Positionen vorwarfen, fühlten sich bestätigt.
Pohl: Das verstehe ich nicht. Im Verein herrscht eine neutrale Haltung gegenüber politischen Haltungen. Es gibt sowohl Fans aus dem linken Spektrum als auch aus dem rechten. Der Verein ist laut Satzung unpolitisch, steht für Weltoffenheit und wird für sein antirassistisches Engagement oft gelobt. Warum sollte er sich ständig zu politischen Dingen äußern? Ein bißchen Spaß muß sein – dachten sich wohl auch die Dynamo-Fans beim Auswärtsspiel in Münster.