Die alte Dame Hertha trifft auf die launische Diva vom Main. Diese Konstellation verspricht für gewöhnlich überdurchschnittliches Publikums-Interesse. Sei es aufgrund vieler Eintracht-Exilanten, sei es aufgrund neu entfachter Animositäten zwischen den aktiven Fanszenen. In diesem Jahr sorgte der Umstand, dass Berlin zu Zeitpunkt des Spieles noch abstiegsgefährdet war, für weiteren Zulauf.

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Der „Tradition“ folgend, dass es vor Eintracht-Spielen in der Hauptstadt scheppert, wurde eine Fankneipe der Frankfurter in der Nacht zuvor angegriffen. 15 bis 20 vermummte Personen sorgten für einen Verletzten und Sachschäden an der Friedrichshainer Kneipe „Glühlampe“.

60.168 Zuschauern fanden sich am Samstag im Olympiastadion ein, 10% von ihnen hielten zu den Frankfurtern. Zum Spiel: Schlecht, schlecht, schlecht. Die einen hätten möglicherweise doch noch in der nächsten Saison europäisch auflaufen, die anderen den Klassenerhalt vorzeitig fest machen können. Dafür hätte eine Mannschaft gewinnen müssen. Viel Konjunktiv und nichts dahinter. Das Spiel endete 0:0. Sagt alles aus und bedarf keiner weiteren Analyse.

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Stimmungstechnisch kann der Schreiber nur eine gefärbte Darstellung liefern; die aus dem Eintracht-Block. In weiten Teilen der ersten Halbzeit sehr laut und eine bemerkenswerte Mitmach-Quote. In dieser Form sicherlich eine Hausnummer und umso bemerkenswerter, da es sich bei vielen Fans in der Kurve, um einmalige EventbesucherInnen handelte. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde dann allen PyromanInnen noch einmal warm ums Herz. Recht ordentlich, was der Anhang in den Block schmuggelte und dann der Berliner Luft zuführte.

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Abschließend muss noch auf diesen Mann eingegangen werden. Sein Schal wies ihn als Fußballfreund des Berliner Fußballclub Dynamo aus – seine Verbindung zur Eintracht war dagegen nicht zu erkennen. Dafür ließ er die Umstehenden wissen, wie bedeutsam es ihm wäre, der Hertha in den Arsch zu fi****. Anscheinend muss es ihm ein großes Anliegen gewesen sein, reproduzierte er seine Wünsche doch in kurzen Intervallen. Schwulsein und der männliche Körper unter dem Bauchnabel an sich – für diesen Zuschauer ein Faszinosum, welches er offensichtlich gerade für sich entdeckte. Seine ebenfalls stark betrunkenen Fußballfreunde hielten sich bei den Analfixierungen verbal etwas abseits. Keck untereinander zugespielte Kommunikations-Pässe wurden aber auch bei ihnen nicht vernommen. Dem bereits benannten Zuschauer sei zu wünschen, dass er eines Tages den Weg zu einer zünftigen Männer-Party im Berghain findet. Möge er dort seine Ansichten auf einer der Toiletten wiederholen und Frieden finden.