Schlagwort: Erinnerungskultur

Gedenkstättenfahrt nach Dachau

Vom 23.-27. September 2024 veranstaltet Gesellschaftsspiele e.V. erstmals eine Gedenkstättenfahrt. Zum Thema „Fußball im Konzentrationslager“ werden 15 junge Erwachsene eine Fahrt in die Gedenkstätte Dachau unternehmen. Dabei werden ausdrücklich Fußballfans unterschiedlicher Vereine als Teilnehmende angesprochen.  Unterkunft wird das Jugendgästehaus Dachau sein.

Die Fahrt findet in enger Abstimmung mit dem Max-Mannheimer Studienzentrum statt, welches auch den größten Teil der Workshops zur historisch-politischen Bildungsarbeit auf dem Gelände der Gedenkstätte verantworten wird. Die Teilnehmenden sollen Zugang zu den historischen Themen und Ereignissen des NS bekommen und über persönlichen Biographien aus dem Bereich Fußball verschiedene Menschen kennen lernen, die in  Konzentrationslager inhaftiert waren. Welche Rolle spielte Sport und speziell Fußball im Haftalltag und Leben der Insassen?

Ein Aufenthalt im NS Dokumentationszentrum München ergänzt das Programm und  wird die Sicht der Stadtbevölkerung und den Umgang der Münchener mit den Häftlingen des Lagers und seiner Zahlreichen Außenlager beantworten.

Neben den Workshop lernen die Teilnehmenden die App Actionbound kennen und werden sie mit den Ergebnissen ihre Gruppenarbeiten ergänzen.

Eine Anmeldung ist für Personen von 18 – 26 Jahren bis zum 15. August direkt unter mia.rossberg@gesellschaftsspiele.berlin möglich. 

Alle Teilnehmenden müssen über eine private Haftpflichtversicherung verfügen. Die Fahrt ist für die Teilnehmenden kostenlos.

„La furia roja“ – Eine politische Geschichte der spanischen Nationalmannschaft

27.11.2022, 19 Uhr, Fargo (Grünberger Str. 77, 10245 Berlin)

Am 27. November 2022 trifft die DFB-Elf im Vorrundenspiel der umstrittenen WM in Qatar auf die Auswahl Spaniens. Um die Spiele nicht bloß zu boykottieren, möchten wir der Übertragung der Spiele auch etwas Konstruktives entgegensetzen: Wir möchten mit Euch über den politischen Fußball diskutieren und gleichzeitig jene Bars und Kneipen wie das Fargo unterstützen, die die WM-Spiele nicht zeigen und so auf mögliche Einnahmen verzichten.

Aufhänger dabei soll die politische Geschichte der spanischen Nationalmannschaft sein. Denn anhand dieser Geschichte lassen sich bestimmte gesellschaftliche und politische Phänomene Spaniens beleuchten. In erster Linie geht es natürlich um das Verhältnis von Zentralstaat und den historischen Nationen, vor allem dem Baskenland und Katalonien. Eng damit verknüpft ist der Mythos der Furia roja, der roten Furie. Woher kommt dieser Mythos ursprünglich, welche Erzählungen über die spanische Nation spiegeln sich in ihm wider und was ist am Ende dran am Mythos Furia?

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auch auf der Franco-Diktatur, einer Zeit, in der der Sport ganz besonders politisiert war.So werden beispielweise die Umstände näher erläutert, warum die Selección bei der ersten Europameisterschaft 1960 nicht nach Moskau reisen durfte. Das Aufeinandertreffen mit der DFB-Auswahl soll zum Anlass genommen werden, über die deutsch-spanischen Fußballbeziehungen seit dem ersten Länderspiel 1935 zu sprechen. Und zu guter Letzt darf ein Blick auf die Erfolge der jüngeren Vergangenheit und die Gegenwart nicht fehlen. Wir freuen uns auf Euer Kommen und Eure Diskussionsfreudigkeit!

Beginn der Veranstaltung im Fargo am Boxhagener Platz ist 19:00 Uhr! Wir freuen uns euch begrüßen zu dürfen!Zur Person: Julian Rieck ist freier Historiker und forscht zur Geschichte des politischen Fußballs.

Er hat lange auf der iberischen Halbinsel gelebt, wo ihn die Frage, wie Gesellschaft dort tickt, immer wieder in Stadien und Archive zog. Zuletzt sind von ihm drei Artikel über den politischen Sport in Spanien erschienen: Sportbegeistert und fußballverliebt: Zur Sozialgeschichte des spanischen Sports als Massenphänomen in: Walther L. Bernecker, Carlos Collado Seidel (Hg.): Spanien heute: Politik, Wirtschaft, Kultur, Madrid/Frankfurt a.M. 2022; Das Estadio Santiago Bernabéu. Heimspielstätte Real Madrids und Bühne für die Welt, in: Dietmar Hüser, Paul Dietschy, Philipp Didion (Hg.): Sport-Arenen, Sport-Kulturen, Sport-Welten, Stuttgart 2022; Real Madrid: “Franco’s Club” or “Ambassador of Spain”? in: STADION. Internationale Zeitschrift für Geschichte des Sports Jahrgang 45 (2021) Heft 1.

Er ist zudem Autor der Fußballfibel Fortuna Düsseldorf erschienen in der Bibliothek des Deutschen Fußballs.Moderation: Dr. Anna Catharina Hofmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der MLU Halle-Wittenberg und Expertin für spanische Geschichte. Ihr Buch „Franco‘s Moderne. Technokratie und Diktatur in Spanien 1956-1973“ wurde 2021 mit dem Hedwig-Hintze-Preis des Verbands der deutschen Historikerinnen und Historiker ausgezeichnet.

#KeinKatarinmeinerKneipe

FACEBOOK Veranstaltung

Berolina Mitte holt sich den 1. Mosse-Pokal

Eigentlich hätten sie schon vor zwei Jahren spielen sollen. Aber da machte Corona auch ihnen einen Strich durch die Rechnung. Nun aber war es endlich so weit. Acht Jugendmannschaften waren am Samstag, den 25. Juni, im Jahnsportpark erschienen, um den von der Initiative „Mosse erinnern!“ gestifteten Mosse-Pokal zu gewinnen.

Die Initiative, die sich seit Längerem unter dem Dach von Gesellschaftsspiele e.V. trifft und vor zwei Jahren die Mosse-Tage veranstaltet hat, will an den jüdischen Zeitungsverleger Rudolf Mosse erinnern, der vor dem Ersten Weltkrieg Millionen für Sportplätze und Waisenhäuser gespendet hat. Nach ihm war einst eine Straße am Jahnsportpark benannt, bis die Nazis seinen Namen tilgten. Die Initiatoren des Pokals wollen eine Rückbenennung erreichen, ein Vorhaben, das auch der Bezirk Pankow unterstützt, dessen Bürgermeister Sören Benn ein Grußwort schickte.

Bei gewittrig-schwülem Wetter traten pünktlich um 16 Uhr acht U11-Teams an von BFC Alemannia 1890, BSC Rehberge 1945, SC 1920 Berliner Amateure, SC Rotation Prenzlauer Berg, SV Bau-Union, SV Blau-Weiß Berolina Mitte 1949, SV Norden-Nordwest 1898 und SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08. Bei den Kids wie bei den Mitgereisten herrschte prächtige Stimmung. Dank tatkräftiger Unterstützung durch das Fanprojekt der Sportjugend Berlin verkürzten Sucuk, Halloumi und Paprika vom Grill eine kleine Gewitterpause.

Schließlich sicherte ich das U11-Team von Berolina die schon vorher bestaunte Trophäe. In einem umkämpften und hochklassigen Finale besiegten sie Rotation Prenzlauer Berg. Aus der Hand der Berliner Fußballlegende Gerd Liesegang, dem Schirmherrn dieses Turniers, nahmen die jungen Kicker anschließend den 1. Mosse-Pokal entgegen.

Eine rundum gelungene Veranstaltung, die wohl – da waren sich alle einig – im kommenden Jahr eine Fortsetzung verdient.

Online-Veranstaltung: El Clásico als spanischer Erinnerungsort

Vortrag und Diskussion mit Julian Rieck, am 20. März um 19 Uhr als Zoom-Konferenz.

Das Duell zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona gilt als wichtigstes Spiel unter Fußballvereinen weltweit. Wenn am Sonntag, den 20. März 2022 die Clubs aus den beiden größten Städten Spaniens aufeinandertreffen, dann werden wieder über eine halbe Milliarde Menschen zuschauen.

Der Clásico ist nicht nur das Aufeinandertreffen der aktuell umsatzstärksten Fußballclubs der Welt. Er hat auch eine gesellschaftliche Dimension. In Spanen unterstützen Fans zwei Vereine: Ihren lokalen Club und Real oder Barça.

László Kubala und Alfredo di Stefano, die entscheidenden Spieler der 50er Jahre

Im Clásico werden Weltbilder und außersportliche Überzeugungen verhandelt. Die Sympathien und Antipathien für die Kontrahenten des Clásico werden dabei meist aus Geschichten und Mythen abgeleitet, die auf die fast 40 Jahre währende Franco-Diktatur zurückzuführen sind.

Aus katalanischer Perspektive wird Real Madrid die Rolle des „Regimeclubs“ zugeschrieben, während der FC Barcelona als „Oppositionsclub“ gilt. Häufig wird dies auf die Formel: „gut gegen böse“ heruntergebrochen. In seinem Vortrag mit anschließender Diskussion wird Julian Rieck danach fragen, was dran ist, an diesen Mythen und den historischen Ursachen der Rivalität nachgehen. Schließlich wird die Bedeutung von geschichtlichen Ereignissen für die Gegenwart diskutiert.

Julian Rieck ist freier Historiker und forscht zur Geschichte des politischen Fußballs. Er hat in Lateinamerika und in Spanien gelebt, wo ihn die Frage, wie die jeweiligen Länder ticken, immer wieder ins Stadion zog. Neben einiger Fachartikel zur Geschichte des Fußballs in Spanien, Deutschland und Kolumbien, ist von ihm die Fußballfibel Fortuna Düsseldorf in der Bibliothek des Deutschen Fußball erschienen.

Zoom-Veranstaltung: https://us02web.zoom.us/j/82409220788?pwd=Tnd1ODZKNktkbmI2L21aZjIwWjljUT09

Meeting-ID: 824 0922 0788
Kenncode: 943331

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Erinnerungspolitische Radtour „Fußball und LGBTIQ+ im Spiegel der Geschichte“

Start: 11.09. um 11:30 Uhr am Spittelmarkt (U2)

Wir laden Euch herzlich ein zu unserer erinnerungspolitischen Radtour zum Thema „Fußball und LGBTIQ+ im Spiegel der Geschichte“ am Samstag, den 11. September ein.

Der Fokus der Veranstaltung liegt auf der Erinnerung und dem Gedenken an die Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität im Nationalsozialismus und der Geschichte von queeren Fußballfans und Fankultur heute. Hat sich Diskriminierungsgeschichte fortgeschrieben?

Unsere Radtour führt über vier Stationen. Start ist um 11:30 Uhr am U-Bahnhof Spittelmarkt (U2) in Berlin Mitte. Die Tour dauert rund 2,5 Stunden und endet am Poststadion in Moabit. Ihr braucht ein Fahrrad und Spaß. Die bekannte 3G-Regel (geimpft, getestet, genesen) ist Voraussetzung für eine Teilnahme.

Anmeldungen sind bis zum 09.09.21 unter kontakt@gesellschaftsspiele.berlin möglich. Eine Anmeldung ist verpflichtend da die Teilnehmerzahl auf maximal 15 Gäste begrenzt ist.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem LSVD Bund und dem LSVD Berlin-Brandenburg, unterstützt von „Sport handelt fair“ und der Anlaufstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Fußball (DFB/LSVD).

Mosse-Tage vom 8. bis 23. September 2020 im Jahn-Sportpark

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Wir laden ein zur Eröffnung der Freiluft-Ausstellung entlang der ehemaligen Rudolf-Mosse-Straße im Jahn-Sportpark am 8. September 2020, dem 100. Todestag von Rudolf Mosse. Auf elf Litfaßsäulen geht es um die Familie Mosse, ihr Wirken in Berlin, um die verschwundene Rudolf-Mosse-Straße und um den Jahn-Sportpark als Ort von 130 Jahren Fußballgeschichte.

Ort: vor der Haupttribüne des Großen Stadions im Jahn-Sportpark (U2 Eberswalder Straße).

Unser Programm

  • ab 18 Uhr Straßenführung und Vorab-Besichtigung
  • 18.30 Uhr Ansprachen von Bezirksbürgermeister Sören Benn, Holger Siemann für die Gruppe „Mosse erinnern!“ und Roger Strauch als Vertreter der Mosse-Erben
  • 18.45 Uhr Eröffnung

Begleitet wird die Ausstellung, die bis zum 23. September ganztägig zu sehen ist, von Vorträgen und Straßenführungen. Alle Infos dazu gibt es auf unserer Webseite www.mossestrasse.de.

Zum Hintergrund

Am 31. Mai dieses Jahres jährte sich die Benennung der Rudolf-Mosse-Straße im Prenzlauer Berg zum 100. Mal. Die heute verschwundene Straße führte einst von der Eberswalder zur Sonnenburger, mitten durch das Areal des Jahn-Sportparks, und ehrte das beispiellose Engagement der Mosses für ihre Stadt Berlin.

Die Nationalsozialisten tilgten 1935 jüdische Namen aus dem Stadtbild, benannten die Mosse-Straße in „Verlängerte Sonnenburger“ um, „arisierten“ den Mosse-Verlag und vertrieben oder ermordeten Familienmitglieder.

1950 verschwand die Straße unter Trümmerschutt und Stadionneubau. Heute wird im Sportpark an Friedrich Ludwig Jahn und Max Schmeling erinnert, nicht aber an den großzügigen jüdischen Mäzen. Um das zu ändern, treffen sich seit 2018 Anwohner, Fußballfans und Lokalhistoriker in der Gruppe „Mosse erinnern!“.

Mehr über die Straße, die Ausstellung und das Vortragsprogramm, über die Gruppe „Mosse erinnern!“ und unsere Mosse-Topografie auf www.mossestrasse.de

Zu den Vorträgen

Di. 10.9., 19.00 Uhr – Vortrag von Beate Boehnisch und Bernt Roder (beide Museum Pankow)

Jüdisches Leben im Prenzlauer Berg vor 1933

Der heutige Ortsteil Prenzlauer Berg lockt jährlich zahllose Besucherinnen und Besucher nach Berlin. Viele lieben das lebhafte Treiben, die Restaurants und Cafés. Andere sind an der Geschichte dieses Stadtgebietes interessiert. Wer sich hier auf die historische Spurensuche nach jüdischem Leben macht, besucht meist die Synagoge in der Rykestraße und den Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee. Diese Zeugnisse lassen nur erahnen, dass sich der Bezirk Prenzlauer Berg vor 1933 durch eine Vielfalt jüdischen Lebens auszeichnete. Beate Boehnisch und Bernt Roder vom Museum Pankow erinnern an die einst so lebendige Kultur und zeigen, wo es in der Gegenwart wieder jüdisches Leben in Prenzlauer Berg gibt.

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Di. 15.9., 19.00 Uhr – Vortrag von Christian Wolter (Sporthistoriker)

Arbeiterfußball in Berlin

Arbeiterfußball, das war einst Fußball für den Klassenkampf. Die Verbände Arbeiter-Turn- und Sportbund sowie Rotsport trugen eigene Meisterschaften aus, hatten sogar eigene Nationalmannschaften. Alles in Abgrenzung zum Deutschen Fußball-Bund.

Allein in Berlin gab es zwischen 1910 und 1933 Hunderte Arbeitersportvereine, einige von ihnen spielten Fußball auf dem Exer, dem heutigen Jahn-Sportpark. Zuschauen und mitspielen war für jeden Proletarier erschwinglich, denn Arbeiterfußball war Breitensport. Und er hatte auch seine eigene, spannende Fankultur.

Über all diese Facetten des Arbeiterfußballs spricht der Sporthistoriker Christian Wolter in seinem Vortrag.

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Do. 17.9., 19.00 Uhr – Vortrag von Dr. Meike Hoffmann (MARI)

Rudolf Mosse – Der Kunstsammler und Mäzen im Spiegel der Provenienzforschung

Berlin hat lange gebraucht, um sich an seine bedeutenden jüdischen Kulturförderer des 19. Jahrhunderts zu erinnern. Als eines der herausragenden Ereignisse wurde im letzten Jahr die James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel eröffnet. An prominenter Stelle ist dort die monumentale Skulptur eines jungen Löwen von August Gaul ausgestellt, die vormals zur Sammlung von Rudolf Mosse gehörte. Die Verbindung zweier kongenialer Vertreter des Berliner Mäzenatentums wäre ohne die Provenienzforschung nicht möglich gewesen. Was sammelte, was förderte Rudolf Mosse im Bereich der Kunst und was erfahren wir dadurch über seine Persönlichkeit? 

Antworten gibt Dr. Meike Hoffmann von der Mosse Art Research Initiative (MARI) in ihrem Vortrag.

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Mo. 21.9., 19.00 Uhr – Vortrag von Dr. René Wiese (Zentrum deutsche Sportgeschichte)

Der Jahn-Sportpark: Ein sportpolitischer Ort zwischen Ost und West im Kalten Krieg

Die politische Teilung und der Mauerbau 1961 entzweiten die Berliner Fußballgemeinschaft nachhaltig. Auf einem der traditionsreichsten Fußballplätze Berlins wirkten die politischen Umstände der Teilung auf besondere Weise nach. Der ab 1952 unter dem Namen „Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark“ firmierende Sportplatz erhielt aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zur Berliner Mauer und als prestigebeladenes DDR-Bauprojekt im Systemwettstreit eine besondere Bedeutung. Zudem war das Stadion sportliche Heimstätte zweier aus der Retorte geborener Spitzenteams der DDR, des ASK bzw. FC Vorwärts und des BFC Dynamo. Das Stadion erlebte sportliche Propaganda, war Schauplatz deutsch-deutscher Duelle und Artikulationsort von DDR-Fans und jugendlicher Subkultur.

Einen Einblick in diese vielfältige Geschichte gibt Dr. René Wiese (Zentrum deutsche Sportgeschichte) in seinem Vortrag.

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#mosseerinnern

100 Jahre Mosse-Straße

Eine symbolische Rückbenennung

1913 und 1915 fasste der Berliner Magistrat Beschlüsse, die Straße durch den Exer, den heutigen Jahn-Sportpark, in Prenzlauer Berg nach dem jüdischen deutschen Verleger Rudolf Mosse zu benennen. Geehrt wurde damit nicht nur „der lebendige Gemeinsinn und das warme Interesse“ des Stifters und Mäzens, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auch dessen Spende für die Umgestaltung des ehemaligen Exerzierplatzes an der einsamen Pappel in einen Sportpark.

Die pazifistische, dezidiert republikanische und liberale Haltung Rudolf Mosses erklärt den Widerstand kaiserlich-militärischer Kreise und die sieben Jahre, die es dauerte, bis am 31. Mai 1920 die Benennung stattfand. Mosses Nachfolger in der Leitung des Unternehmens gehörten zu den vehementesten Verteidigern der Weimarer Republik und entsprechend zu den Lieblingsfeinden der aufsteigenden Nazi-Bewegung. 1933 wurde der Mosse-Konzern als erstes der großen jüdischen Unternehmen im Reich enteignet und „arisiert“ und 1935 auch der Straßenname aus den Stadtplänen entfernt und die Rudolf-Mosse-Straße in Verlängerte Sonnenburger umbenannt. 

Nach 1945 wurde die Straße unter Trümmerschutt begraben und 1950 im Zuge der Umgestaltung für die Weltfestspiele der Jugend offiziell aufgehoben. Während heute der Name des Sportparks an Friedrich Ludwig Jahn und der der Sporthalle an Max Schmeling erinnert, weist nichts auf Rudolf Mosse und seine Verdienste um den Berliner Sport und die Jugendwohlfahrt hin. Viele Anwohner wissen nicht einmal, dass es in ihrer Nachbarschaft einst eine Rudolf-Mosse-Straße gab.

Das hat sich am 2. Juni – wenigstens temporär – geändert. Die Initiative „Mosse erinnern!“, die sich unter dem Dach von Gesellschaftsspiele e.V. zusammengefunden hat, hat aus Anlass des 100. Jahrestags der Benennung am südlichen Ende der Rudolf-Mosse-Straße ein Straßenschild mit dem ursprünglichen, also dem richtigen Namen überklebt.

Eigentlich sollte zu dieser Zeit am historischen Ort auch eine Ausstellung über die Straße eröffnet und zwei Wochen später ein Jugend-Fußballturnier um den Mosse-Pokal ausgespielt werden. Wegen Corona ist die Ausstellungseröffnung nun auf den 8. September 2020 verschoben, das Turnier soll am 23. September stattfinden. An den Tagen dazwischen werden Vorträge und Stadtführungen angeboten. 

Aktuelle Infos über die Initiative „Mosse erinnern!“ gibt es unter www.mossestrasse.de 

Ein halbstündiges Feature „Rudolf Mosse – Die Geschichte eines deutschen Verlegers“ von Holger Siemann ist in der Mediathek des Deutschlandfunk Kultur zu hören.