Im Nachgang zu unserer Veranstaltung The revolution will not be televised – Fußballfans in der Türkei und ihre Rolle bei den Gezi-Protesten 2013 gibt es ein kompaktes Seminar vor Ort. Rund um den letzten Çarşı-Prozess-Tag am 26. Juni werden wir anwesend sein und uns mit Akteuren der Zivilgesellschaft austauschen. Zwei Restplätze sind für Mitglieder noch verfügbar.
Die letzten Informationen vor unserer Abreise werden wir uns hier einholen und empfehlen ebenso allen Interessierten ein Besuch dieser Veranstaltung:
„Mit schweren Geschützen gegen die Istanbuler Gezi-Proteste – das Strafverfahren gegen den Fußballfanclub Çarşı wegen Putschversuchs“. Eine Veranstaltung mit Verteidigung und Prozeßbeobachtern, organisiert vom Republikanischen Anwaltsverein und Amnesty International. Donnerstag, 18. Juni 2015 um 19.30 Uhr, Werkstatt der Kulturen, Wissmannstraße 32, 12049 Berlin.
Wer sich darüber hinaus für den türkischen Fußball und seine verschiedenen Facetten interessiert, ist auf dem Blog von Harald Aumeier immer richtig. Wir empfehlen beispielsweise den Artikel zu Migration und Profifußball aus (deutsch-)türkischer Perspektive:
In der ersten und zweiten Liga der Türkei kommt kaum ein Team ohne Spieler aus Europa aus. Mahmut Uluç recherchierte für das offizielle Fußballmagazin der türkischen Fußballverbandes „Tam Saha“ die Anzahl der türkischen Spieler mit Ausbildung in Europa in der Saison 2012-2013. Demnach waren allein in der ersten türkischen Süperlig 94 Spieler mit einer Ausbildung in Europa aktiv. Unter allen Spielern mit türkischen Wurzeln in der Süperlig machten die Euro-Türken damit einen Anteil von 32% aus. Somit kam jeder Dritte türkische Spieler aus europäischen Fußballligen. Auch in der aktuellen Saison stellen die Euro-Türken einen hohen Anteil von Spielern in den türkischen Profiligen. So wird der Istanbuler Top-Klub Beşiktaş u.a. von dem TV-Sportmoderator Rasim Ozan Küthayalı in der Sportsendung „Beyaz Spor“ aufgrund der vielen Spieler mit europäischen Background, dann auch als Türkiyemspor Beşiktaş tituliert. In ironischer Anlehnung an den legendären Hauptstadt Klub Türkiyemspor Berlin, in dessen Team naturgemäß die Euro-Türken den höchsten Anteil an Spielern stellen. Das dies auch ein Problem aufzeigt, nämlich die anscheinend mangelhafte Nachwuchsarbeit, hat nun auch der Verband in der Türkei erkannt. Denn wenn die 4,5 Millionen Euro-Türken einen Anteil von 32% in der Liga ausmachen, stimmt etwas nicht. Besonders im Vergleich zu den 75 Millionen Einwohnern in der Türkei, sind diese Zahlen ein Alarmsignal für die Nachwuchsarbeit in der Türkei. Im Zuge einer Regeländerung für die Saison 2015-2016 will der Verband nun Jugendspieler aus der Türkei besonders fördern. Ob dies mit dem angekündigten Programm einer Freistellung des Kontingents von ausländischen Spielern und einer gleichzeitigen Einführung eines Kontingents für Euro-Türken gelingen wird bleibt abzuwarten.